- Land: Deutschland
- Region: Rheinhessen
- Hersteller: Bernhard Räder
- Typ: Rotwein
- Geschmacksrichtung: trocken
- Rebsorte: Cuvee (Rebsortenmischung)
Der Captain schwärmt über seine jüngste Entdeckung aus Rheinhessen, die einem namhaften Krieger gewidmet ist. Trommelwirbel!Bei deutschem Rotwein, der NICHT Spätburgunder heißt, ist der Captain immer etwas skeptisch. Das ist völlig ungerecht, aber was kann man gegen die eigenen Ressentiments tun? Den inneren Schweinehund überwinden und trinken. Das macht der Captain mit preußischer Disziplin, und siehe da: Es ergab sich, dass ein Volltreffer in sein Glas einschlug.
Auch die kriegerische Wortwahl ist bei diesem Wein angemessen, handelt es sich doch um die rote Mischung → Blücherpfad Cuvée 1793 trocken „im Barrique gereift“ vom Weingut Bernhard Räder, wo der junge Philipp Räder (31, Bild ganz oben) Regie führt.
Wer war Blücher und warum heißt dieser Wein so?
Ich bin mir nicht sicher, ob die Räders wussten, dass Gerhard Leberecht von Blücher (1742-1819, unteres Bild) ein großer Säufer war, als sie diesem landwirtschaftlichen Produkt einen Namen gaben. Aber auch das würde zu diesem Wein passen, den ich bis zum Umfallen saufen könnte.Der preußische Soldat Blücher wurde als Mit-Bezwinger von Napoleon bei Waterloo berühmt. Die späte Ankunft seiner Truppen auf dem Schlachtfeld wendete das Blatt. Schon zuvor fiel der Mann durch eine gewisse Unangepasstheit auf, sodass er vorübergehend in Ungnade fiel.
Später nannte man ihn „Marschall Vorwärts“ und bewunderte ihn als Helden der Befreiungskriege. Angeblich führte Blücher im Jahre 1793 bei Ober-Flörsheim im heutigen Rheinhessen ein Gefecht gegen die Franzosen. Heute heißt das Gelände Blücherpfad und weil genau dort die Rebstöcke der Familie Räder stehen, heißt der Wein aus diesen Trauben genauso.
Was ich an diesem Getränk so besonders finde? Ganz schlicht seine irre Konzentration und pikante Würze im Verbund mit enormer Frische und seidiger Rotfruchtigkeit. Schon lange habe ich keinen so guten Rotwein aus Deutschland getrunken, der nicht von einem Weingut mit großem Namen stammt.
Wie kommt’s zu diesem Wundersaft? Ertragsreduzierung heißt das Zauberwort. Nur eine Traube pro Trieb blieb am Stock hängen, sodass die ganze Kraft nur in diese Beeren floss. Philipp Räder verrät noch eine Maßnahme der Weinbereitung: Durch den langen Maischekontakt von bis zu drei Wochen sammeln sich die Aromen im Saft. Und: In diesem Wein sind sogar drei Jahrgänge vereint!
Weinletter
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Ich bin drei Weine, müsste eigentlich auf der Flasche stehen. Vom Cabernet Sauvignon (ca. 80%) kommen Würze und Kraft, vom Dornfelder (ca. 20%) kommt die Frucht. Der Ausbau erfolgt in neuen und gebrauchten (50:50) Barriques, wo die Weine für diesen Wein zwischen 18 und 24 Monate ruhen. Eine wirklich schöne Entdeckung.
Im Glas sattes Karminrot und leicht trüb. In der Nase kalter Assam-Tee total. Dann Schwarze Johannisbeere, Holunderbeeren, Schwarzkirsche mit dezenten grünen Noten. Im Mund konzentriert-rotbeerig, dass es eine große Freude ist. Viel Schwarze Johannisbeere, Heidelbeere und ein bisschen Rote Johannisbeere. Dahinter Schwarzwurzelsud, roter Paprika, viel salzige Mineralik und etwas Bratensaft, wunderbarer Säurezug. Herrlich konzentrierter Wein, dunkelfruchtig, elegant und würzig bis ins Finish. Wein wie ein matt glänzender Seiden-Smoking und ein großes Trinkvergnügen.
Die Räders waren schnell, als die CORONA-Pest übers Land kam. Schon Ende Mai nahmen Sie ihren Online-Shop in Betrieb, weshalb man diese Köstlichkeit ganz unkompliziert bestellen kann. Andere basteln noch heute daran, endlich online zu gehen.
Vom alten Blücher sind übrigens schöne letzte Worte am Sterbebett überliefert. Zu seinen Kameraden aus dem Heer sagte er: Sie haben im Krieg manches von mir gelernt; jetzt sollen Sie auch noch lernen, wie man im Frieden stirbt.