- Land: Frankreich
- Region: Champagne
- Hersteller: Gatinois
- Typ: Champagner
- Geschmacksrichtung: brut
- Rebsorte: Cuvee (Rebsortenmischung)
Der Captain beantwortet eine Frage, die er oft hört, und trinkt passend zum Thema guten Günstig-Champagner für unter 40 Euro.[Dieser Artikel erschien am 8.11.2020.] Trump ist abgewählt: Habemus POTUS! Oder heißt es POTUM?
Schwer zu sagen, denn das lateinische Wort heißt auf Deutsch: GETRÄNK, aber nicht PRESIDENT OF THE UNITED STATES. Witzig. Und in Leipzig wurde eine Versammlung von COVID-Züchtern aufgelöst. Zwei Gründe zum Feiern?
Der Captain lässt diese Frage offen, weil er ahnt, dass uns beide Themen noch ein bisschen länger beschäftigen.
Es gibt noch andere Lebensfragen. Zum Beispiel die: Was ist der Unterschied zwischen billigem Supermarktchampagner und, naja, dem anderen Champagner?
Manchmal ist da wenig Unterschied, weshalb ich präzisiere: Was ist der Unterschied zwischen Supermarktchampagner und höherwertigem Champagner?
Das verlangt nach einem deep dive in die Materie und wirft schon die nächste Frage auf: Was ist eigentlich höherwertiger Champagner?
Über alles zusammen könnte man ein Buch schreiben. Ich aber nicht, denn der Captain ist ein Freund der Vereinfachung. ABER: Vereinfachung ohne Lügen, bitteschön. Diese letzte Referenz auf Ex-Präsident Trump musste jetzt sein.
Der jungen Mann oben heißt übrigensLouis Cheval-Gatinois aus dessen Keller der herrliche → Champagne Grand Cru Brut Tradition kommt, der wenig kostet (für guten Champagner) und ganz köstlich schmeckt.
Supermarktchampagner wird (in der Regel) aus weniger liebevoll hergestellten Grundweinen hergestellt. Es fängt schon beim Traubenmaterial an, das (in der Regel) aus weniger begehrten Lagen der Champagne kommt, die einer strengen Klassifizierung unterliegen.
Aber der wichtigste Unterschied liegt im Verfahren, wie der Saft aus den Trauben geholt wird.
ohne Druck (also nur durch das Eigengewicht der Trauben)
mit zartem Druck
mit etwas festerem Druck
In der Champagne unterscheidet man zwischen Cuvée und Taille.
Zuerst fließt die Cuvée aus der Presse, dann die Taille. Man nennt das fraktionierte Pressung.
Die Cuvée hat mehr Finesse und Säure, schmeckt süßer und zeichnet sich durch höheres Alterungspotenzial aus. Die Taille ist fruchtiger, enthält mehr Gerbstoffe und Mineralität bzw. salzige Geschmackselemente und wirkt rauer und kantiger.
Einige Betriebe fraktionieren die Cuvée stärker. Sie separieren die ersten 100 bis 250 Liter, den sogenannten Vorlauf, auch free run oder autopressurage genannt. Das ist der Most, der ohne mechanische Hilfe durch das Eigengewicht der Trauben ausläuft. Er wird aussortiert und bildet das Herzstück der Cuvée (coeur de cuvée), das für Jahrgangs- oder Prestigechampagner verwendet wird.
Viele Produzenten verkaufen die Taille und verarbeiten für ihre eigenen Champagner ausschließlich die Cuvée, andere vermarkten die Taille diskret unter eigens kreierten Marken als Supermarktchampagner. Aldi und andere Discounter besitzen eigene Champagnermarken, unter deren Namen Weine aus der weniger wertigen Taille verarbeitet werden.Die Faustregel lautet also: Je mehr Druck auf die Trauben ausgeübt wird, desto weniger edel ist der Most.
Stimmt aber nicht ganz, wie fast alles in der Önologie, die eine komplizierte Angelegenheit ist, weshalb man das Fach ausführlich studieren kann, aber nicht muss.
Denn ein Teil der Champagnerkunst liegt darin, dass man die superedlen Säfte noch ein bisschen aufpeppen kann, indem man sie ganz behutsam mit etwas weniger edlen Säften würzt. Das ist aber nur ein ganz kleiner Teil der Kunst. Da wäre dann noch die Jahrgangscuvéetierung mit den (älteren) Réserve-Weinen und so weiter.
Weinletter
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Die Familie von Louis arbeitet schon in der 12. Generation im Champagnerbusiness und verbraucht nur einen Teil der Früchte selbst, die sie von ihren 7,2 Hektar Rebland in der Grand-Cru-Appellation Aÿ holt, wo hauptsächlich Rotweintrauben wachsen. Der Rest geht zu Bollinger, was definitiv keine schlechte Adresse ist.
Wer einmal den direkten Vergleich im Glas erlebt, versteht den Unterschied zwischen Supermarktchampagner und „gutem“ Champagner.
Supermarktchampagner zeigt aus den oben skizzierten Gründen deutlich weniger Finesse und Wandelbarkeit zwischen erstem Schluck und dem, der die Flasche leert. Diese Faszination macht einen Großteil des Abenteuers Champagner aus.
Der → Champagne Grand Cru Brut Tradition von Gatinois aus spontanvergorenen Grundweinen (in der Champagne eher selten) der Sorten Pinot Noir (80%) und Chardonnay (20%) ist eine hervorragende Gelegenheit, das zu lernen, denn er kostet für seine hervorragende Qualität nicht viel und ist geeignet, eine Tür in das Trinkparadies Champagner zu öffnen.
Im Glas interessante Farbe nach Hagebuttentee mit Messing-Reflexen, munteres Perlenspiel.
In der Nase hefig und nach Orangenschale, dann bayerische Creme, Roggenbrot und viel Frische. Im Mund würzig-trocken und herrlich saftig nach Pfirsich, Rotweincreme, Aprikosenmousse und etwas Erdigkeit von kalter Pilzschaumsuppe. Mit der Zeit und mehr Luft richtig raumgreifend, cremig-opulent und alles andere als Aperitifsprudel. Champagner für Rotweinfreunde. Am Gaumen rosa Grapefruit, gelber Apfel und salzige Würze. Für Zahlenfreaks noch rasch der Dosagezucker: 7 Gramm pro Liter. Der Anteil der Réserveweine beträgt 30%.